Im Alter von 13 Jahren entdeckte Eva Lind ihre Kraft zu singen; mit 19 eroberte sie die große Bühne der Wiener Staatsoper. Sie singt in der Mailänder Scala, brilliert an der Seite von Luciano Pavarotti, moderiert Fernsehshows und bereist Afrika. Das Leben von Eva Lind ist bunt – so wie Ihre Liebe zur Malerei.
Zum Zeitpunkt des Gesprächs für dieses Porträt kommt Eva Lind gerade aus dem Atelier. Wie so oft dieser Tage – bis zur Vernissage ihrer ersten Ausstellung music art in Innsbruck ist es nicht mehr lange hin. Am Vorabend hat sie lange gemalt, wird sich vielleicht direkt nach dem Gespräch wieder an die Staffelei stellen. Denn wie ihren ersten Beruf verfolgt Eva Lind, eigentlich Opernsängerin, auch die Malerei mit großer Hingabe und Leidenschaft.
Doch der Reihe nach. Wie kommt eine Opernsängerin zur Malerei?
Die Sopranistin Eva Lind, Tirolerin mit Leib und Seele, besucht in Innsbruck die Schule und das Konservatorium. Nach ihrem ersten Opernauftritt wird sie mit 19 Jahren nach Wien an die Staatsoper engagiert, wo sie gleich die Königin der Nacht singt – der Start einer beeindruckenden Karriere. Seitdem ist Eva Lind nicht aufzuhalten, sie ist international unterwegs, erobert die Bühnen der Welt. Einem großen Publikum ist sie auch als Moderatorin von Musiksendungen im Fernsehen bekannt.
Der Erfolg hat seinen Preis. Während die Gleichaltrigen ihre Grenzen austesten, in die Disco gehen und feiern, heißt es für die junge Sängerin Disziplin halten
Die Musik ist für Eva Lind Beruf und Hobby zugleich. Schon von klein auf nehmen die Eltern sie mit in die Oper. Schnell wird klar: Das Kind hat Talent. Mit 13 beginnt sie ernsthaft zu singen. Während die Gleichaltrigen ihre Grenzen austesten, in die Disco gehen und feiern, heißt es für die junge Sängerin Disziplin halten: üben, viel schlafen, gesund bleiben. Mit dem frühen Berufsstart und Auftritten in aller Welt gibt es wenig außer singen – und wieder üben, proben, essen, schlafen, singen. Doch Eva Lind vermisst nichts. Ihr Beruf ist ihr das Wichtigste im Leben, und wenn man etwas wirklich will, denkt man nicht darüber nach. „Es ist wie Hochleistungssport – das macht man einfach. Und wenn man Erfolg hat, ist ja alles wunderbar“, sagt Eva Lind mit Blick zurück.
Und Erfolg hat sie. Sie brilliert auf internationalen Bühnen in den großen Rollen der Oper, arbeitet mit den bekanntesten Dirigenten und Duettpartnern zusammen. Keine geringe Errungenschaft. Eine Kehrseite hat dieser anspruchsvolle Beruf: eine gewisse Abhängigkeit. Vom Regisseur, vom Agenten, vom Dirigenten, vom Operndirektor, von den Kollegen, vom Kostümbildner, vom Maskenbildner und allen anderen, die zum Opernbetrieb dazugehören und die er natürlich auch braucht. Doch Sängerinnen und Sänger müssen darauf achten, nicht zum Spielball zwischen den Gewerken zu werden.
Afrika, eine Heimat des Herzens
Einer großen Sehnsucht nach Freiheit und Abenteuer begegnet Eva Lind mit ihren Reisen. Vor allem zieht es sie immer wieder nach Afrika. 18 afrikanische Staaten hat sie im Laufe der Jahre bereist, darunter Ruanda, Uganda, Burundi, Malawi, Ghana, Mosambik, Togo, Benin, Kongo – auf privaten Reisen und aus beruflichen Gründen. So unterschiedlich die Staaten sind, ziehen sie Eva Lind immer wieder in ihren Bann. Die Luft, das Licht, die Farben, die Tiere, die Landschaften und nicht zuletzt die Menschen. „Es ist irgendwie wie heimkommen“, fasst sie ihre Liebe für den Kontinent zusammen. Bei vielen ihrer Besuche singt sie, musiziert mit Einheimischen, besucht ihre Patenkinder vor Ort und verbindet die Besuche mit Benefizkonzerten für CARE und Brot für die Welt – Organisationen, die sie als Botschafterin aktiv unterstützt.
Es ist ihr erklärtes Ziel, einmal alle 54 afrikanischen Staaten zu bereisen. Sie will sich ranhalten, was sich nicht immer einfach gestaltet. Neben ihren Engagements gründet Eva Lind die Musikakademie Tirol, die Nachwuchsförderung für klassischen Gesang und Instrumente anbietet.
„Manchmal, wenn ich ein Problem hatte, habe ich mich auf den Waldboden gelegt. Es gibt nichts Schöneres.“
Auch in ihrer österreichischen Heimat findet Eva Lind Orte zum Innehalten und Kraft auftanken. Der Schönheit der Natur ist sie sich ab dem Moment bewusst, an dem sie morgens die Augen aufschlägt, sagt die Tirolerin. Sie begeistert sich täglich aufs Neue für das Wetter, ob Regen oder Sonnenschein, den Vogelgesang, die Berge. Seit jeher geht sie in den Wald, um sich zu erden. Auch ganz buchstäblich: „Manchmal, wenn ich ein Problem hatte, habe ich mich auf den Waldboden gelegt. Es gibt nichts Schöneres.“
Die Anbindung nach oben
Die Spiritualität zieht mit der Zeit wie eine logische Schlussfolgerung in ihr Leben ein. Energetischer Ausgleich wird wichtiger, die Suche nach Antworten auf die typischen Fragestellungen drängender – woher komme ich, wer bin ich, wohin gehe ich? Ersten spirituellen Begegnungen folgt eine systematische Fortbildung. Eva Lind belegt Seminare, lernt verschiedene Ansätze kennen. Manche verwirft sie, vieles bleibt. Letztendlich, sagt Eva Lind, geht es bei so einer Suche um die „Anbindung nach oben“. Und wie man die bekommt, sagt die Sängerin pragmatisch, „ist ja letztlich wurscht“. Eigentlich braucht man dazu keine Seminare, wenn man es anders auch schafft. Doch die Erfahrungen haben einen eigenen Wert als Teil eines Lernprozesses und Weges. Und so stößt sie schließlich durch eine gemeinsame Bekannte auch auf Anton Peter Neumann. Kein Zufall, ist sich Eva Lind sicher, „das musste dann halt so sein“. Gespräche und Beratungen folgen. Sie sieht sich als Nutznießerin seines Könnens, das sie mit seinen energetischen Produkten täglich um sich haben kann. Antons Energieprodukte sind Teil ihres Alltags geworden, mit denen sie sich geschützt und sicher fühlt.
Woher komme ich, wer bin ich, wohin gehe ich? Letztendlich, sagt Eva Lind, geht es bei so einer Suche um die „Anbindung nach oben“
Gute Erdung im Kampf gegen das Ego
Die Spiritualität und ein breiterer Blick auf die Dinge helfen ihr auch im Kampf gegen das Ego, eine alltägliche Auseinandersetzung, dem sich die meisten Menschen irgendwann einmal stellen müssen. Der Bezug des Selbst auf das Außen, die eigene Verortung in der Welt geht jeden Menschen an, besonders auch dann, wenn der Beruf immer wieder neue Herausforderungen mit sich bringt. Und Opernsängerin zu sein ist eine große Herausforderung – „das ist wirklich ein harter Job, es gibt viele Hürden, das ist schon kein Spaziergang“, erzählt Eva Lind. Mit wachsendem Erfolg wird es auch nicht leichter, der Druck eher größer. Es ist wie auch sonst im Leben, fasst sie zusammen, „in der Uni werden die Prüfungen auch schwerer als im Kindergarten“.
Die aktuelle Challenge: Malerei
Eine ganz andere Herausforderung ist das Malen – eine echte Challenge, wie Eva Lind es bezeichnet. Und zwar weniger, ihre Werke zu zeigen und in die Welt zu geben. Vielmehr ist der kreative Prozess ein ganz anderer als beim Singen. Denn während sie auf der Bühne auf Knopfdruck funktionieren muss, kann sie in ihrem gestalterischen Schaffen machen, was sie will. So kann sie sich ihren Bildern auch mal bis zwei oder halb drei Uhr morgens widmen – und wenn sie Lust hat, am nächsten Morgen um sieben weitermalen. „Da bin ich wirklich ganz mein eigener Herr, das gefällt mir sehr gut.“ Das ist ein Genuss, doch zugleich gilt es nun, diesen freien Schaffensprozess in das Ausstellungsformat zu bringen – spannend und beglückend, aber auch neu und herausfordernd.
Dass die Dinge sich fügen, daran glaubt die unverbesserliche Optimistin, wie sie sich selbst bezeichnet, und sieht vor allem all das Schöne da draußen.
Gemalt hat Eva Lind schon immer. In der Corona-Krise nutzt sie die Zeit ohne Konzerte und Auftritte und widmet sich verstärkt ihrer Leidenschaft. Für ihre aktuellen Arbeiten verwendet sie ihre Original-Gesangsnoten mit persönlichen Eintragungen und individuellen Notizen von den jeweiligen Auftrittsorten und verbindet diese mit Motiven in Acrylfarbe. Die so entstehenden Werke sind auch Reflexionen ihrer musikalischen Arbeit und zeigen eine ganz neue, sehr authentische Facette der Künstlerin.
Ein Weg zu mehr Selbstbestimmtheit
Damit ist die Malerei ein weiterer Entwicklungsschritt, Teil einer Evolution der Freiheit und Selbstbestimmtheit, die sich in der Rückschau als roter Faden durch Eva Linds Leben zieht. Auch dank Corona, denn in dieser Zeit bringt die Tirolerin, nachdem sie zuvor jahrelang für sich selbst und für Freunde gemalt hat, ihre Malerei auf eine professionelle Ebene. Die Vernissage könnte der Auftakt für regelmäßige Ausstellungen sein – doch Eva Lind setzt sich da nicht unter Druck. „Keine Ahnung, wo die Reise hingeht“, sagt sie lachend. Diesmal nicht nach Afrika – aber die Begeisterung für das Projekt und die Inspiration, die auch von dieser Reise ausgeht, ist spürbar.
Jede Krise birgt eine Chance
Die Professionalisierung der Malerei war nicht geplant, erzählt Eva Lind weiter. Viele Dinge sind nicht planbar, sagt sie, doch die großen Dinge passieren ohnehin immer von selbst. Es hat dann seinen Sinn. Dass die Dinge sich fügen, daran glaubt die unverbesserliche Optimistin, wie sie sich selbst bezeichnet, und sieht vor allem all das Schöne da draußen. Das ist ein wunderbares Geschenk und – neben ihren vielen anderen Talenten – eine weitere große Gabe.