„Schön, dass es dich gibt!“ Für Christine Weiß ist dieser Satz das größte Kompliment. Eine Botschaft, die im Alltag oft auf der Strecke bleibt. Umso mehr ist der Satz für die 49-Jährige wie ein Geschenk – aus der Familie, von Freundinnen und Freunden. Am schönsten ist es jedoch, wenn sie dieses Kompliment von Patientinnen oder Patienten bekommt. Was würden wir ohne dich tun! Es ist so schön, dass es dich gibt! Die Worte sind die Bestätigung, dass Christine Weiß helfen kann. Dass sich etwas bewegt bei den Menschen, die zu ihr kommen.

Seit zehn Jahren ist Christine Weiß Heilpraktikerin in der Nähe von Amberg. Eine Berufung, die sich unerwartet bemerkbar machte und der sie sich über mehrere Jahre genähert hat. Geboren ist Christine Weiß in Berchtesgaden, hier hat sie auch 30 Jahre gelebt und als Bürokauffrau in der Baubranche gearbeitet. Der Liebe wegen ging sie in die Oberpfalz, wo sie mit ihrem Mann Michael und dem gemeinsamen Sohn heute in einem kleinen Dorf lebt, in dem sie auch ihre Praxis betreibt. Zusätzlich unterstützt Christine Weiß ihren Mann, der zwei Firmen leitet, mit Rat und viel Geschick für Organisatorisches, zum Beispiel in der Lohnabrechnung, eine alte Leidenschaft aus ihrer Bürokauffrau-Zeit. Die Firmen laufen gut, in ihren Heilpraktikerberuf gibt sie ihr Herzblut – man spürt, dass sie keine halbe Sache macht bei ihren Aufgaben. Sie widmet sich den Dingen mit Spaß und Leidenschaft, und wenn sie darüber berichtet, hört man ihr gern zu. Sie fühlt sich glücklich und geerdet, sagt sie, und das spürt man.

Das Leben ist Veränderung

Es gab auch andere Zeiten. Das Leben ist voller Veränderung, und die Geburt eines Kindes ist oft eine Zeit der Umbrüche. Christine Weiß ist schon einige Jahre in der Oberpfalz, der Sohn im Kindergartenalter. Michael Weiß hat gerade die erste Firma übernommen, die Ehefrau versorgt das Kind, den Haushalt und übernimmt weitere Aufgaben in der Firma. Für gesundheitliche Probleme bekommt sie in dieser Zeit als Patientin heilpraktische Unterstützung durch Anton Neumann. In einer der ersten Sitzungen sagt „der Anton“, wie Christine Weiß ihren Freund und Mentor nennt: „Christine, deine Zeit als Bürokauffrau ist beendet. Du bist eine Heilerin!“ Vergiss es, antwortet sie.

Die Behandlungen tun ihr gut, sie kauft einen Cosmic Transformer. „Ich wusste, dass der Anton mir hilft, und ziemlich schnell habe ich gemerkt, wie es mir immer besser gegangen ist.“ Ihr Mann, der bis dahin nicht viel von der Behandlung hält, kauft heimlich das Yin-Yang-Amulett und schenkt es ihr. Er merkt, dass seine Frau auf einem guten Weg ist. Seit diesem Tag trägt Christine Weiß das Amulett Tag und Nacht. „Ich spüre, dass es mir guttut.“

Christine Weiß entschließt sich Heilpraktikerin zu werden. Eine Entscheidung, durch die sie bis heute mit Liebe und Anerkennung belohnt wird.

Doch der Gedanke an die innere Heilerin lässt sie nicht los, und nach wenigen Monaten meldet sie sich zur Heilpraktikerschule an. Ein Jahr lang geht sie nun jeden Sonntag ganztägig zur Schule – neben der Kinderbetreuung, Haushalt und Aufgaben in der Firma. Unter der Woche bringt sie den Sohn in den Kindergarten, lernt vier Stunden, holt den Sohn wieder ab, macht den Haushalt. Ihrem Mann hält sie wie nebenbei den Rücken frei. Der Quereinstieg als Fachfremde fällt ihr nicht leicht, im ersten Anlauf fällt sie durch die Prüfung, die als besonders hart und anspruchsvoll gilt. Christine Weiß hängt sich rein, paukt den Stoff. Doch auch der zweite Anlauf scheitert. Die junge Frau kommt ins Grübeln, zweifelt. In der Ausbildung muss sie sich Themen und Ängsten aus der Vergangenheit stellen – und sich schließlich die Fragen beantworten: Wer bin ich, was macht mich aus? Wie gehe ich mit dem Heilerwesen in mir um – will ich das leben?

Wenn es passt

Am 16. Dezember 2010 tritt sie wieder zur Prüfung an. Sie findet vor einer Prüfungskommission in München statt, Christine Weiß ist anderthalb Stunden zu früh. Eine freundliche Sekretärin nimmt sie auf und erreicht, dass die Prüfung sofort losgehen kann. Und wie sie losgeht: Christine Weiß kann alle Fragen beantworten, demonstriert ihr Wissen souverän an einer Übungspuppe. Schließlich sagte die vorsitzende Amtsärztin: „Ja, das passt!“ Christine Weiß setzte sich wieder auf ihren Platz und begreift nicht. Die Amtsärztin bestätigt: „Frau Weiß, Sie können jetzt eigentlich gehen, Sie bekommen die Unterlagen schriftlich von mir.“ Ihr beginnt es zu dämmern, dass sie die Prüfung endlich, endlich bestanden hat. Die Tränen laufen einfach aus ihr heraus, so eine Last fällt von ihr.

Die Reaktion der Prüfenden wird sie niemals vergessen. Eine der Beisitzenden, eine ältere Frau, selbst eine Heilpraktikerin, geschminkt und gekleidet wie ein prächtiger Paradiesvogel, steht auf und sagt: „Weinen Sie, das sind Tränen der Freude und des Glücks! Das ist nur positiv!“ Dann nimmt sie die weinende Prüfkandidatin in den Arm und drückt sie fest. Diese zutiefst menschliche Reaktion ist so berührend, dass Christine Weiß noch mehr weint und vielleicht auch schon gleichzeitig lacht. Wieder meldet sich die Amtsärztin zu Wort. „Also Frau Weiß, jetzt müssen Sie mich aber auch noch drücken, sonst gilt das nicht!“ Christine Weiß lässt sich nicht lange bitten. Zum dritten Beisitzer, einem Arzt, sagt die Amtsärztin: „Und du, du drückst jetzt die Frau Weiß auch noch!“

Und so endet Christine Weiß’ Prüfung, die sie rückblickend als größte Herausforderung empfindet, mit drei Umarmungen. „Ich bin an dieser Prüfung so gewachsen. Ich wusste: Im Leben kann mir nie mehr irgendwer was anhaben, wenn ich das geschafft habe – die Hölle mit dem Lernen, den nichtbestandenen Prüfungen. Und dann diese menschliche Nähe, die die Prüfer zugelassen haben. Wildfremde Personen.“ Noch zehn Jahre später sorgt die Erinnerung für Gänsehaut.

Das Gute im Leben sehen

Ein zuversichtlicher Mensch war Christine Weiß schon immer, doch auch diese Erfahrung hat sie darin bestärkt, dass sie in allem das Gute sehen kann. Schlechte Nachrichten, Erlebnisse der Patienten oder Dinge, die sie selbst durchgemacht hat. Im Nachhinein betrachtet ist jede Hürde, jeder Stein, der im Weg liegt, gar nicht so schlimm, denn irgendwie hat man es am Ende doch geschafft und ist daran gewachsen.

Nach dieser Erfahrung fühlt sich Christine Weiß bereit, als Heilpraktikerin zu arbeiten. Sie fährt von München nach Hause und weiß: „Jetzt bist du’s. Jetzt machst du’s.“ Mit diesem Selbstbewusstsein eröffnet sie ihre Praxis, in der sie bis heute praktiziert, übrigens als eine der wenigen aus ihrem Jahrgang der Heilpraktikerschule. Ihr Erlebnis gibt ihr die Kraft, sich anderen heilend zu widmen.

Qualitätszeit für Körper und Seele

Wenn sie selbst einmal auftanken muss, geht Christine Weiß raus in die Natur. Die Familie wohnt am Ortsrand, umgeben von guter Energie, in zwei Minuten ist man in den Wiesen, nach fünf Minuten im Wald. Zeit draußen ist Quality Time für Christine Weiß. Für den Körper, aber auch für die Seele. „Die Wiese reinigt dich, der Wald dann noch einmal“, sagt sie. „Wenn ich aus dem Wald komme, dann geht’s mir wieder gut.“ Bis zum Herbst hatte sie noch einen anderen guten Grund für ausgedehnte Spaziergänge: Benny, stattlicher Schweizer Sennenhund und viertes Familienmitglied. Zweimal täglich sind die beiden draußen unterwegs. Mit seinen 70 Kilo ist der Hund nicht nur physisch eine „echt große Nummer“, er hat auch emotional seinen festen Platz in der Familie. Er wandelt viel Energie, bringt Freude ins Haus und seine Menschen nach draußen. Der Hund ist damit gleich in doppelter Hinsicht gut für die Familie, die seinen unerwarteten Tod lange betrauert. Über einen neuen Hund nachzudenken, dafür ist es noch zu früh. Die Spaziergänge macht Christine Weiß nun ohne Benny, immerhin noch mehrmals in der Woche.



Ihre Kindheit am Königssee hat sie geprägt. Wandern, klettern, spüren: I
n der Natur zu sein und die Perspektive zu wechseln, das ist ihr wichtig.  

Perspektivwechsel auf dem Berg

Echte Energieorte sind für Christine Weiß neben Wald und Wiesen immer auch die Berge. Sie ist ein Kind der Berge, geboren in Berchtesgaden-Königssee, „da unten, in den Alpen, im letzten Zipfel“, wie sie erklärt. Hier fallen die Felswände der mächtigen Alpen fast senkrecht ab zum See, der an seiner tiefsten Stelle fast 200 Meter tief ist. Doch Christine Weiß zieht es hoch hinauf auf die Gipfel. Dabei ist die Fahrt mit der Seilbahn durchaus erlaubt, es müssen keine anspruchsvollen Kraxeltouren sein. Wenn sie an der Bergstation aussteigt, wandert sie einfach weiter. Berggehen nennt sie es, „zwei, drei Stunden auf einen Berg raufgehen und von oben nach unten schauen – das bringt mir unwahrscheinlich viel.“

Berggehen ist immer auch ein Perspektivwechsel. Die Welt von oben sehen, wie sie da unten so klein und in der Ferne liegt, das rückt auch die Proportionen wieder zurecht. Die Füße fest auf dem Boden, ist doch der Horizont plötzlich weiter geworden. Und so ist es nicht überraschend, dass Christine Weiß voller Optimismus auf das Leben blickt. Trotz der Trauer um den Gefährten ist sie auch mit Bennys Tod im Reinen, spürt ihn nah bei sich.

Wer eine Fernbeziehung geführt hat weiß, wie wertvoll jede Minute der gemeinsamen Zeit ist. Vielleicht ist das der Grund, warum Christine Weiß bis heute schnelle Autos liebt.

Die Kraft der Bewegung

Energie äußert sich für Christine Weiß manchmal auch durch Geschwindigkeit. Damit sie Benny gut auf Touren mitnehmen kann, fährt sie einige Jahre einen Bus, in den der große Hund gut ein- und aussteigen kann. Doch eigentlich hat sie Spaß an schnellen Autos, wendigen Sportwagen mit vielen Pferden unter der Haube. Ohne Benny tauscht sie den Bus gegen einen schnellen Flitzer mit 350 PS.

Nach einem Tagesausflug in die alte Heimat mit dem Sonnenuntergang im Rücken auf der Autobahn einmal richtig aufdrehen, wenn freie Bahn ist – das begeistert Christine Weiß immer wieder. Die Freiheit und die Geschwindigkeit des Fahrens stehen aber auch für etwas. Gefahren ist sie schon immer gern, was sie auch dahin geführt hat, wo sie heute steht. In den vier Jahren ihrer Fernbeziehung, bevor sie umgezogen war, fährt ein Wochenende ihr Mann, ein Wochenende sie die knapp vierstündige Strecke zwischen Berchtesgadener Land und der Oberpfalz. Schnell fahren heißt in dieser Zeit: schnell beim Liebsten sein, den Spagat möglich machen. Doch nicht zuletzt macht ihr das Fahren auch einfach Spaß.

Eine gut motorisierte Heilpraktikerin aus der Baubranche? Was sich vielleicht zunächst nach Gegensätzen anhört, greift passgenau ineinander. Zur ersten Firma ist eine zweite gekommen. Christine Weiß macht es große Freude zu sehen, wie die neue Firma ihres Mannes an Fahrt aufnimmt, wächst und gedeiht. Und ein bisschen ist es auch ihre: „Es ist unser Baby, wir bringen es auf die Füße und zum Laufen.“ Und das tut sie, die neue Firma, sie läuft super. „Mein Mann und ich haben ganz andere Energien als die Vorgänger. Wir ziehen Leute an, die auch so schwingen wie wir.“ Vor Kurzem war das Ehepaar bei einem Architekten, will nochmal erweitern. Die Energie ihrer Partnerschaft, der Familie und des eigenen Hauses trägt das Ehepaar auch in die Unternehmen – in die Arbeit als Heilpraktikerin fließt sie sowieso.

»Wenn alle deine Wünsche erfüllt sind, wirst du nur noch zwei Dinge anstreben: Mehr zu lieben und glücklich zu sein.«

Die Liebe fließen lassen

Der Fokus für die Zukunft liegt aber natürlich nicht nur im Materiellen, im Gegenteil: „Mein Anspruch ist nicht, in fünf Jahren aus einem goldenen Wasserhahn zu trinken, denn das Wasser schmeckt deshalb nicht anders.“ Christine Weiß zitiert den persischen Dichter Hafis: Wenn alle deine Wünsche erfüllt sind, wirst du nur noch zwei Dinge anstreben, mehr zu lieben und glücklich zu sein. „Ich glaube, das trifft es“, sagt sie. „Glücklich sein ist für mich eine innere Haltung und aus dieser inneren Haltung kann alles schlecht sein, dich aber auch mit großem Glück erfüllen und dir alles geben, was du willst.“ Christine Weiß hat selbst Zeiten erlebt, in denen sie an nichts eine Freude hatte. Wer das einmal durchgemacht hat, sagt sie, weiß, dass das Materielle zwar schön ist – „und ich bin damit wirklich gesegnet, aber es ist nicht alles.“ Befragt nach ihrem Ziel, antwortet sie deshalb: „Die Liebe fließen zu lassen und glücklich zu sein! Davon kann man nie genug haben.“

Mit dieser Haltung nimmt sie auch die Menschen in ihrem Umfeld mit. „Hochgestochen, das bin ich nicht. Aber wenn man authentisch ist, mit seinem eigenen Wesen, so wie man ist, dann kann man etwas bewirken.“ Wie schön, dass es Menschen wie Christine Weiß gibt.